Agility, Obedience, Tricksen und Ball Apportieren – ja, einige Hunde heutzutage haben einen straffen Zeitplan. Immer auf Achse, immer mit dabei. Das komplett gegenteilige Exemplar wird hingegen oft zu Hause gelassen und bekommt nicht genug Beschäftigung. Kurzerhand sucht sich der nicht ausgelastete Vierbeiner dann eben selbst ein Hobby. Vielleicht Taschentücher aus dem Mülleimer fischen oder dem Nachbarn im Garten lautstark die Hölle heiß machen … ganz zum Unglück der Besitzer. Aber wie kann man einen Hund beschäftigen und wann ist es zu viel des Guten? Wie unterscheidest du einen unausgelasteten von einem überlasteten Hund? Und was ist artgerechte und sinnvolle Auslastung?
So viele Fragen, die wir nach und nach in diesem Blogbeitrag beantworten wollen. Fakt ist nämlich, dass ein Hund Ruhe aushalten können sollte – aber sich im Gegenzug eben auch mal austoben muss. Bevor wir ins Detail gehen, wollen wir uns jedoch erst damit beschäftigen, warum du deinen Hund überhaupt beschäftigen solltest.
Warum wir unsere Hunde beschäftigen sollten
Der Hund hat früher immer eine wichtige Aufgabe in der Familie erfüllt. Jagdhunde und Vorstehhunde haben bei der Jagd unterstützt, die Hütehunde und Wachhunde haben auf dem Hof ausgeholfen. Heutzutage werden Hunde eher selten für einen bestimmten Zweck angeschafft, sondern sind wahrhaftige Familienmitglieder geworden, die es wissen, verwöhnt zu werden. So weit, so gut – schließlich verwöhnen wir unsere Fellnasen auch unheimlich gerne.
Damit sie zufrieden sind und ein schönes Hundeleben führen können, brauchen die Hunde heute also auch eine Beschäftigung. Andernfalls kann es passieren, dass der Hütehund anfängt, die Kinder zu hüten und der Jagdhund im Wald wild zu jagen, obwohl das nicht deren Aufgabe ist. Das wiederum kann zu Schwierigkeiten im Zusammenleben führen. Die Hunde folgen aber ihrem natürlichen Trieb, den sie nicht anderweitig ausleben können oder handeln so, weil sie einfach nicht ausgelastet sind.
Bei diesen Beispielen ist natürlich die Erziehung besonders ausschlaggebend, aber ein ruhiger und ausgelasteter Hund kommt nun mal auf weniger "blöde" Ideen, als einer der Hummeln im Flauschpo hat.
Hundebeschäftigung: Es geht auch um die Beziehung
Sicherlich hat jeder Hundehalter den eigenen Hund schon mal erlebt, wenn ihm langweilig war. Dann wird der Mülleimer erkundet, der Ball erwartungsvoll zum Frauchen und Herrchen gebracht oder der Schnürsenkel gefressen. Ein solches Verhalten kann auf Dauer für beide Parteien sehr anstrengend werden.
Eine artgerechte Auslastung macht deinen Hund glücklicher, ausgeglichener, zufriedener und bewahrt dich und dein Hab und Gut vor Hundezähnen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass das Beschäftigen mit deinem Hund eine tiefere Bindung zwischen euch aufbaut, die wiederum nicht nur schön ist, sondern auch nützlich. Wer Spaß miteinander hat, der kann auch miteinander arbeiten.
Pöbelt dein Hund vielleicht an der Leine oder hat Angst vor bestimmten Situationen? Spielerisch und während einer Teambeschäftigung kann er lernen, sich auf dich zu verlassen und dich auch mal um Hilfe zu bitten. Vor allem die Ersatzjagd oder Obedience eignen sich besonders gut dafür. Welche Beschäftigung wie im Alltag helfen kann, erklären wir aber später genauer.
Wie beschäftige ich meinen Hund richtig?
Um die passende Beschäftigung für deinen Hund zu finden, solltest du dich zunächst fragen, wofür die Rasse deines Hundes früher im Haus oder auf der Jagd verantwortlich war. Vielleicht kannst du daran anknüpfen. Probiere ruhig ein wenig aus, was dir und deinem Hund besonders Spaß macht. Sind es Schnüffelspiele, oder übt ihr lieber neue Tricks? Du musst dich aber nicht nur auf eine Hunde-Beschäftigung festlegen. Je nach Wetter, Zeit und Lust kannst du variieren.
Wenn es um Beschäftigungen für Hunde geht, dann ist oft die Rede von artgerechter Auslastung. Was bedeutet das eigentlich? Artgerecht bedeutet, dass du auf die Bedürfnisse des Hundes, also seiner Art und seiner Rasse, eingehst. Der Husky benötigt zum Beispiel deutlich mehr Auslauf und längere Spaziergängeals ein Mops. Dabei gilt ein Spaziergang zwar als artgerecht, er wird aber sicherlich nicht jeden Hund auslasten – vor allem nicht geistig.
Vielleicht hast du schon mal von einem Bekannten oder Freund einen ähnlichen Satz gehört: "Ich kann stundenlang mit meinem Hund spazieren, er ist einfach unkaputtbar!" Das liegt daran, dass der Hund nicht mit dem Köpfchen arbeitet, sondern einfach nur mit dir mitläuft.
Möchtest du deinen Hund wirklich auslasten, dann setze auf Beschäftigungen, bei denen dein Hund mitdenken muss oder seine Sinne einsetzen kann.
Wie viel Beschäftigung braucht ein Hund?
Zu viel Beschäftigung kann deinen Hund regelrecht hyperaktiv machen. Montags Agility, am Dienstag Ersatzjagd, für den Mittwoch einen Social Walk und, und, und. Ein Hund benötigt – genau wie wir Menschen – auch mal Pausen und Zeit zum Regenerieren. Pausen sind vor allem im Hinblick auf Trainingserfolge wichtig.
Besonders zu Beginn wird der Welpeüberallhin mitgenommen und in der Hundeschule in unterschiedlichen Kursen eingeschrieben. Gib deinem Hund etwas Zeit, Erlerntes zu verinnerlichen. Gerade ein Welpe sollte lernen, auch mal nicht dran zu sein und Ruhe aushalten zu können. Je älter der Hund wird, umso wichtiger wird diese Eigenschaft.
Hat dein Hund Ruhe gelernt, dann kannst du ihn auch in ein Restaurant mitnehmen, und zwar ohne, dass du ihn alle fünf Sekunden daran erinnern musst, doch bitte auf der Decke liegenzubleiben. Wie überall gilt auch hier, alles in Maßen. Im Gegenzug kannst du dann auf spannende Aktivitäten und Abenteuer setzen, bei denen sich deine Fellnase so richtig austoben kann. Wie du sicherlich merkst: Eine pauschale Antwort darauf, wie viel Beschäftigung Hunde brauchen, gibt es nicht.
Auch das ist abhängig von Rasse und Charakter. Beobachte deinen Hund und hinterfrage eure Routinen. Bedenke dabei, dass ein erwachsener Hund im Schnitt bis zu 18 Stunden Schlaf benötigt und Welpen und ältere Hunde sogar bis zu 20 Stunden. Ein gesundes Pensum zwischen Auslastung und Ruhe wirkt sich positiv auf das Verhalten und das Immunsystem deines Vierbeiners aus.
Den Hund Zuhause beschäftigen
Kommen wir nun zum praktischen Teil: Welche Beschäftigung für Hunde in der Wohnung gibt es? Manchmal macht das Wetter nicht mit oder eine Erkältung macht es dir schwer, mit deinem Hund die gewohnte Runde zu drehen. Kein Problem! Deine Fellnase kann auch in der Wohnung ausgelastet werden. Wir haben ein paar Ideen für dich gesammelt.
Hund beschäftigen – Drinnen gemeinsam auf Abenteuer gehen
Nasenarbeit: Mit nur 10 Minuten Nasenarbeit kannst du deinen Hund schon so richtig auspowern. Nasenarbeit ist für Hunde nämlich mindestens genauso anstrengend, wie es ihnen Spaß macht. Während der Nasenarbeit atmen Hunde bis zu 300 Mal pro Minute ein und aus. Das ist eine ziemlich beeindruckende Leistung. Ist dein Hund noch nicht geübt, dann reichen zu Beginn bereits ein paar Minuten.
Schnapp dir einfach ein paar Leckerliund schon kann es losgehen. Diese kannst du dann später, wenn dein Hund geübt ist, auch durch Gegenstände ersetzen. Zeige deinem Hund die Leckerlis und verstecke sie dann, während er im Sitz wartet. Auf dein Kommando hin darf er dann beginnen zu suchen.
Tricksen: Wie wäre es mit ein paar neuen Tricks? Neben Klassikern wie Sitz, Platz und Warte gibt es auch richtig coole Kunststücke wie Winke Winke oder das Apportieren. Du kannst deinem Hund auch beibringen, im Haushalt zu helfen. Welcher Hund findet Socken nicht toll? Bring deiner Fellnase doch bei, dich beim Aufhängen der Wäsche zu unterstützen, indem sie dir die Socken zur Wäscheleine trägt.
Hund allein beschäftigen – Ich mache das schon!
Nasenarbeit: Mit der Nasenarbeit kannst du deinen Hund sogar allein beschäftigen. Dafür eignet sich ein Schnüffelteppich besonders gut. Diesen kannst du bereits fertig kaufen oder selbst basteln. Verstecke ein paar Leckerlies im Teppich und lass deinen Hund diese suchen. Je nach Erfahrung wird er nun eine Weile brauchen, bis er alle Snacks gefunden hat. Währenddessen kannst du dich um andere Dinge kümmern.
Schleckmatte oder Schlecker-Ei: Eine Schleckmatte oder ein Schlecker-Ei sind ein weiteres Hilfsmittel, um deinen Hund eine Zeit lang alleine zu beschäftigen. Diese kannst du mit der Hauptmahlzeitbefüllen oder im Sommer mit einer Portion Joghurt und Beeren einfrieren. Die Schleckmatte und das Schlecker-Ei haben gleich mehrere Vorteile. Du kannst deinen Hund beim Schlecken unbeaufsichtigt lassen, was bei Kaustangen zum Beispiel nicht der Fall ist. Außerdem wirkt das Schlecken auf deinen Hund beruhigend und es kommt nicht selten vor, dass er danach erst mal ein Schläfchen benötigt.
Hundebeschäftigung für draußen
Grundsätzlich kannst du natürlich alle Beschäftigungen, die du drinnen mit deinem Hund unternimmst, auch nach draußen verlagern. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, egal ob beim Spaziergang oder im Garten. Hauptsache ihr habt Spaß und dein Hund kann zeigen, was alles in ihm steckt.
Ersatzjagd: Die Nasenarbeit kannst du beispielsweise über die Ersatzjagd mit einem Futterbeutel trainieren. Bei dieser geht es nicht mehr nur darum, dass dein Hund die Leckerchen findet, nachdem du sie versteckt hast. Der Futterbeutel wird deinen Vierbeiner nämlich daran hindern, ohne deine Hilfe an das Futter zu kommen. Dabei lernt er, dass er mit dir kooperieren muss, und ihr stärkt eure Bindung.
Obedience: Das ist eine Sportart, bei der dein Hund lernt, die Übungen auf dein Signal hin präzise und zügig auszuführen. Hier geht es vor allem um Körpersprache. Vielen Hunden liegt das besonders gut. Schließlich kommunizieren sie untereinander vorrangig auch nonverbal.
Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Hundesportarten, die es deinem Hund ermöglichen, sich körperlich und geistig auszutoben. Dazu zählen Agility, Dog Dancing, Mantrailing und viele weitere.
Die passende Hunde-Beschäftigung für deinen Vierbeiner
Wir haben dir einige Beschäftigungen für Hunde vorgestellt. Dabei sind das bei Weitem noch nicht alle, die es gibt. Um herauszufinden, was zu euch passt, hilft es meist nur, sich beraten zu lassen und auszuprobieren. Wenn du glaubst, dass eine Hundesportart interessant für euch sein könnte, dann kannst du dich auch mit einem Hundetrainer austauschen. Je nach Sportart kann es sein, dass deine Fellnase sogar einen kleinen Check-up beim Tierarzt benötigt. Denn bei einigen Aktivitäten, wie beispielsweise beim Agility, muss der Hund häufig springen und hüpfen.
Je nach Rasse und gesundheitlichem Zustand kann es dann passieren, dass einige Beschäftigungen weniger oder mehr für deinen Hund geeignet sind. Natürlich kannst du deinen Hund auch ohne eine richtige Sportart beschäftigen. Probiere dazu einige unserer empfohlenen Aktivitäten aus oder überlege dir weitere.
Den Hund beschäftigen – das Wichtigste in Kürze
Eine artgerechte Auslastung für Hunde ist von großer Bedeutung für ihre körperliche und mentale Gesundheit. Eine unzureichende Auslastung kann zu Verhaltensproblemen wie Langeweile und Unruhe führen. Gleichzeitig solltest du aber darauf achten, deinen Hund nicht zu überlasten. Um ein gutes Pensum zu finden, kannst du dich an den Stunden orientieren, die ein Hund am Tag für Ruhe und Schlaf benötigt. Auch kann es helfen, den Folgetag nach einer sehr aktiven Beschäftigung deutlich ruhiger anzugehen.
Wenn du deinen Hund artgerecht beschäftigen möchtest, dann achte bei der Wahl der Unternehmungen auf die Rasse, das Alter, den Gesundheitszustand und die Präferenzen deines Vierbeiners. Es ist hilfreich, mit einem Tierarzt oder einem Hundetrainer zu sprechen, um sicherzustellen, dass die Auslastung des Hundes seinen Bedürfnissen entspricht. Bei all den Beschäftigungen vergiss aber vor allem eins nicht – du und dein Hund sollt Spaß haben. Es ist nicht notwendig, irgendwelche Ziele oder eine bestimmte Anzahl an Kommandos zu erreichen.
Die gemeinsame Zeit sollte schön sein, dann wird sie eure Bindung stärken und ihr werdet die erwünschten Erfolge erzielen.