Wie erkenne ich eine Futtermittelallegie bei meinem Hund?

Dieser Beitrag ist ein Gastartikel von Anja Kruse.

Anja Kruse hat in Hannover und Gent Tiermedizin studiert und arbeitet seither als Tierärztin im Kleintierbereich. Einen Großteil davon hat sie in der Kleintierklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover vor allem im Bereich der Inneren Medizin und Onkologie gearbeitet. Ihr besonderer Fokus liegt dabei seit Ihrem Studium auf die Ernährung des Hundes. 

Seit Anfang 2019 bietet sie mit Deutschlands erster Online Tierarztpraxis (vet-dogs.de) Hundehaltern die Möglichkeit schnell und unkompliziert tierärztliche Hilfe zu erhalten. Weiter haben Hundebesitzer die Möglichkeit eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen zu können. In unserem Beitrag hat sie sich mit dem Thema Hund und Futtermittelallergie auseinandergesetzt.


Verdauungsprobleme beim Hund? Die Futtermittelallergie kann der Auslöser sein

Dein Hund ist dein treuer Begleiter. Egal, welches Wetter, welche Jahres- oder Tageszeit – dein flauschiger Freund ist immer an deiner Seite. Ihr zwei seid ein untrennbares Duo und teilt fast alles. Fast alles… Das Hundefutter bleibt nur deinem Vierbeiner vorbehalten. Natürlich möchtest du, dass es dem Hund an nichts fehlt und er seine Mahlzeiten rundum genießt. Rind, Hering, Weizen, Kartoffel oder Reis: In einem Hundefutter können viele verschiedene Inhaltsstoffe verarbeitet werden. Die meisten Fellnasen sind nicht wählerisch, wenn es um ihr Essen geht. Was aber, wenn es nach dem Schlemmen Probleme gibt? Bauchschmerzen, Durchfall, Juckreiz und viele weitere Beschwerden können beim Hund auf eine Futtermittelallergie hinweisen.


Aber woran kannst du bei deinem Hund eine Futtermittelallergie erkennen? Gibt es einen Allergietest für den Hund? Wir haben uns für dieses wichtige Thema die Unterstützung von Anja Kruse geholt. Keine Sorge, nachdem du unseren Gastbeitrag rund um die Themen Hund, Allergie und Futter gelesen hast, bist du um einiges schlauer. Dann kannst du die Verdauung deines Vierbeiners besser verstehen und einschätzen, ob dein Hund eine Futtermittelallergie hat.



Futtermittelallergie beim Hund: Symptome und Probleme durch Futterbestandteile


Dein Hund kratzt sich vermehrt oder leidet unter Magen-Darm-Problemen? Du bist dir nicht sicher, ob es sich eventuell um eine Futtermittelallergie handeln könnte? Dann lies unbedingt weiter. Insbesondere beim Hund gehören Futtermittelallergien und Futtermittelunverträglichkeiten zu den häufigsten Gründen für einen Tierarztbesuch. Wie geht es deinem Liebling? Kannst du an ihm einige der folgenden Symptome beobachten?


  • Vermehrtes Kratzen und Juckreiz mit Pfotenlecken
  • Hautentzündungen, teilweise mit Haarausfall
  • Wiederkehrende Ohrenentzündungen
  • Appetitlosigkeit
  • Verdauungsbeschwerden wie Durchfall und Blähungen
  • Erbrechen nach dem Fressen
  • Bauchschmerzen

Zeigt dein Hund allergische Reaktionen wie diese? Dann ist es durchaus möglich, dass der Hund eine Futtermittelallergie hat und sein Futter nicht verträgt. Etwa 1–2 % aller Hunde leiden an einer Allergie. Von den Hautkrankheiten bei unseren Vierbeinern sind sogar 10–15 % auf allergische Reaktionen durch Futtermittelallergien zurückzuführen. Du und deine Fellnase, ihr seid also nicht allein mit dem Problem. Aber Achtung: Wichtig ist die Differenzierung beim Hund zwischen Futtermittelallergie und Futtermittelunverträglichkeit. Den Unterschied erkläre ich im Folgenden, lies einfach weiter.

Futtermittelallergie beim Hund


Hundefutter-Allergie: Juckreiz und Hautprobleme haben 3 Gründe

Es gibt beim Hund nicht nur eine Futtermittelallergie, die Hautprobleme verursachen kann. Grundsätzlich unterscheidet man bei den Vierbeinern zwischen drei verschiedenen Arten einer Allergie:


  • Die Flohspeichelallergie
  • Die Futtermittelallergie
  • Die Umweltallergie (auch atopische Dermatitis genannt)


Bei einer Flohspeichelallergie reagiert der Hund allergisch auf den Speichel des Flohs. Diese Allergieart ist tatsächlich auch die häufigste. Wird die Fellnase von einem Floh gebissen, sondert dieser Speichel ab. Auf das Sekret reagiert der Hund mit starkem Juckreiz, Kratzen und bei andauerndem Befall sogar Haarausfall und Hautentzündungen.

Hat ein Hund eine Futtermittelallergie, kommt es durch den Kontakt mit bestimmten Proteinen aus den Lebensmitteln zu allergischen Reaktionen. Bei einer Umweltallergie reagiert der Hund, wie der Name schon sagt, allergisch auf bestimmte Stoffe seiner Umwelt. Dies können unter anderem Pollen, Schimmelpilze oder Hausstaubmilben sein. Relativ häufig leiden betroffene Hunde sogar unter mehreren Allergien gleichzeitig, was die Diagnose und Behandlung nicht immer ganz einfach macht. Kleines Sensibelchen? Kein Problem, du kannst etwas dagegen tun.


Hund hat allergische Reaktion: Hallo, Juckreiz!

Die Allergie-Arten unterscheiden sich zwar hinsichtlich ihrer Auslöser voneinander. Eines haben sie aber alle gemeinsam: den Juckreiz. Er ist das Leit-Symptom überhaupt und tritt bei über 60 % aller betroffenen Hunde auf. Hunde, die unter einer Allergie leiden (egal, welcher Typ) kratzen, schlecken oder benagen sich teilweise sehr intensiv. Die häufigsten Körperstellen, an denen beim Hund durch eine Futtermittelallergie Juckreiz entsteht, habe ich hier aufgelistet:


  • der gesamte Kopfbereich
  • die Pfoten
  • die Achseln
  • die Leistengegend
  • der Bauchbereich

Leider macht der Juckreiz nur einen Teil der Folgen einer Futtermittelallergie beim Hund aus. Zusätzlich können Durchfall, Erbrechen, Blähungen und weitere Magen-Darm-Probleme deinem Hund das Leben schwer machen. Diese Symptome weisen bei deinem Hund auf eine Futtermittelallergie hin.


Verdauung beim Hund: Futtermittelallergie vs. Futtermittelunverträglichkeit

Die oben beschriebenen Symptome können bei deinem Vierbeiner auf drei Dinge hinweisen:


  • Dein Hund hat eine Futtermittelallergie
  • Dein Hund hat mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu kämpfen.
  • Dein Hund hat etwas Giftiges gefressen.


Den dritten Punkt kannst du vielleicht direkt ausschließen, wenn die Symptome regelmäßig auftreten. Falls du dich jedoch erinnerst, dass deine Fellnase beim heutigen Spaziergang im Gebüsch etwas Komisches gefressen hat, solltest du unter Umständen Rat bei deinem Tierarzt einholen. Auch im angeknabberten Müllsack kann etwas gewesen sein, worauf dein Hund reagiert. Gewürze und verdorbenes Essen etwa führen ebenfalls zu Vergiftungserscheinungen. Mit einer Vergiftung ist nicht zu spaßen.


Futtermittelallergie beim Hund


Der Hund und die Futtermittelallergie – ein immunologischer Prozess

Hat ein Hund eine Futtermittelallergie, handelt es sich dabei immer um einen immunologischen Prozess. Das bedeutet, dass der Körper in diesem Fall übermäßig heftig auf eigentlich harmlose Stoffe reagiert. Man nennt das auch eine „überschießende Reaktion“.


Stell dir einfach vor, dass das Immunsystem deines Hundes ständig damit beschäftigt ist, mögliche Krankheitserreger zu vernichten. Sämtliche Stoffe, die über den Magen-Darm-Trakt, die Nase oder die Haut aufgenommen werden, müssen vom Immunsystem genau überprüft werden. Sobald der Organismus deiner Fellnase feststellt: "Achtung – hier könnte es sich um einen potenziellen Krankheitserreger handeln!", wird das Immunsystem aktiviert und dem Erreger der Kampf angesagt. Manchmal trifft es dabei Fehleinschätzungen. So kann es passieren, dass das Immunsystem zwischen einem harmlosen und einem potenziell gefährlichen Stoff nicht richtig unterscheiden kann. Dann werden zur Bekämpfung etwa tierische Proteine mobilisiert. Die Folge? Juckreiz und Magen-Darm-Probleme.


Den Prozess kannst du ganz einfach auf das Futter übertragen. Deine Fellnase frisst ein köstliches Futter. Der Organismus nimmt die Inhaltsstoffe genau unter die Lupe und findet eine – seiner Meinung nach – mögliche Gefahrenquelle. Der Hund leidet an einer Futtermittelallergie.



Wie entsteht beim Hund eine Futtermittelallergie?

Damit beim Hund eine Futtermittelallergie entsteht, müssen immer mehrere Faktoren gegeben sein. Denn es handelt sich hierbei um eine komplexe Erkrankung. Auch eine genetische Komponente wird diskutiert.

Voraussetzung beim Hund für eine Futtermittelallergie ist der wiederholte Kontakt mit dem bestimmten Stoff. Durch den ersten Kontakt kommt es zu einer Sensibilisierung des Immunsystems. Der Körper speichert diesen Stoff gewissermaßen in seinem Gedächtnis ab. Kommt es nun zu einem erneuten Kontakt, erinnert sich das Immunsystem an diesen Stoff und aktiviert seine Abwehrmechanismen. Dazwischen können mehrere Jahre liegen – das Immunsystem vergisst so schnell nicht.

Wichtig ist also wirklich zu wissen, dass der Hund für eine Futtermittelallergie immer mindestens zweimal Kontakt mit einem Lebensmittel haben muss, damit sich diese bilden kann. Dieses Wissen macht man sich in der Behandlung zu eigen. Zusätzlich benötigen allergieauslösende Stoffe (auch Allergene genannt) eine bestimmte Größe, um vom Immunsystem überhaupt als fremd erkannt werden zu können.

Ein weiterer Aspekt beim Thema Hund und Futtermittelallergie ist die schützende Darmschleimhaut. Sie muss eine Störung aufweisen, die es den allergieauslösenden Stoffen ermöglicht, die Darmwand zu passieren. Normalerweise bilden die Darmzellen eine Art Schutzwall, durch den nur bereits stark zerkleinerte Nahrungsbestandteile aufgenommen werden (unter anderem Aminosäuren). Wenn der Vierbeiner an einer Darmentzündung oder Parasiten erkrankt ist, schwächt das seine Abwehrkräfte. So haben die Allergene es besonders einfach. Sie gelangen vom Darm in die Blutbahn und werden dort vom Immunsystem ganz genau unter die Lupe genommen. Das bedeutet nicht, dass bei jeder Magen-Darm-Erkrankung beim Hund auch eine Futtermittelallergie entstehen muss. Ein kleines Risiko besteht jedoch. Deshalb empfehle ich bei einem Hund mit akutem (blutigem) Durchfall stets eine Fastenzeit von rund 24 Stunden.

Hund Futtermittelallergie: Sensibilisierung im Welpenalter?

Wie du nun weißt, entwickelt sich beim Hund eine Futtermittelallergie durch den wiederholten Kontakt mit den Allergenen. Ob eine Allergie entsteht, kannst du als Hundebesitzer bereits in der Welpenschule beeinflussen. Denn insbesondere unerfahrene Hundebesitzer treten bei der Fütterung ihrer kleinen Lieblinge manchmal unbewusst ins Fettnäpfchen und fördern die Sensibilisierung ihrer Vierbeiner gegenüber einigen Substanzen. Kommt der noch heranwachsende Hund immer wieder mit anderen Proteinquellen in Kontakt, etwa durch eine stetig wechselnde Fütterung von Fleisch wie Rind, Lamm und Ziege, kann das die Entstehung einer Allergie unterstützen. Meist zeigt diese sich beim Hund die Futtermittelallergie jedoch erst einige Jahre später.


Wusstest du, dass auch die Rasse vom Hund mit der Futtermittelallergie zusammenhängen kann? Einige Hunderassen besitzen eine Veranlagung zu bestimmten Allergien. So gibt es bestimmte Rassen, die häufiger als andere an einer Futtermittelallergie leiden.


Futtermittelunverträglichkeit beim Hund – der kleine aber feine Unterschied

Bei einer Futtermittelunverträglichkeit hingegen ist das Immunsystem nicht beteiligt. Der Organismus deiner Fellnase zeigt auf einen bestimmten Inhaltsstoff eine direkte Reaktion. Das äußert sich größtenteils durch ähnliche Symptome wie eine Allergie. Die Unverträglichkeit lässt sich gut mit der Laktose-Intoleranz beim Menschen vergleichen: Einem Mensch, der Laktose-intolerant ist, fehlt das Enzym Lactase, das während der Verdauung für die Aufspaltung der Laktose verantwortlich ist. Dadurch kann diese nicht richtig verdaut werden und es kommt zu Problemen. Eine solche Unverträglichkeit ist nicht angeboren, sondern kann sich entwickeln. Durch einen Futterwechsel kann eine Intoleranz in Erscheinung treten.


Beim Hund sind Futtermittelallergie und -unverträglichkeit nicht einfach voneinander zu differenzieren. Das liegt ganz einfach daran, dass die Symptome so ähnlich sind. Bei beiden gilt jedoch: Das Weglassen der auslösenden Ursache ist die beste Lösung.


Die Übeltäter: Vor allem Eiweiße lösen beim Hund eine Futtermittelallergie aus

Wie kommst du der möglichen Allergie und den Allergenen deines Hundes nun auf die Schliche? Einen Test für zu Hause gibt es leider nicht. Grundsätzlich kann ich dir aber verraten, dass die häufigsten allergieauslösenden Stoffe beim Hund für eine Futtermittelallergie pflanzliche und tierische Eiweißbestandteile sind. Es gibt sogar eine Studie, die hier die häufigsten Allergene und Eiweiße ermittelt hat. Ich habe eine Liste zur Orientierung für dich angefertigt, die nach Häufigkeit sortiert die Allergene angibt:



Beim Hund wird eine Futtermittelallergie meist durch die Proteine der jeweiligen Inhaltsstoffe ausgelöst. Kohlenhydrate, Fette oder Zusatzstoffe spielen eher eine untergeordnete Rolle. Bestimmt hast du schon häufig gelesen, dass einige Zusatzstoffe Allergien auslösen können. Da ist auch etwas dran – das Risiko dafür ist jedoch relativ gering. Das liegt unter anderem daran, dass die meisten Zusatzstoffe ganz einfach zu gering dosiert sind, um überhaupt von dem Immunsystem deines Lieblings erkannt zu werden. Wahrscheinlicher ist es, dass dein Hund mit der Futtermittelallergie auf eine Aminosäure reagiert.


Dein Hund hat eine Futtermittelallergie – was jetzt?

Ich hoffe, mein Artikel zum Hund und der Futtermittelallergie hat dir gefallen und dir bei deinem Verdacht weitergeholfen. Was meinst du – leidet deine Fellnase unter einer Futtermittelallergie? Dann erfährst du in meinem zweiten Artikel genau, wie du die Diagnose stellen und bei deinem Hund eine Futtermittelallergie behandeln kannst. Die Feststellung einer solchen Allergie kann dich als Hundehalter zunächst vor Probleme stellen: Du musst den allergieauslösenden Stoff finden, eventuell eine Ausschlussdiät durchführen und dir ein neues, gut verträgliches Futter für deinen Hund aussuchen. Das klingt nach viel Arbeit? Ich verspreche dir: Es lohnt sich! Denn mit dem richtigen Futter hat deine Fellnase keine Verdauungsprobleme mehr und kann ihr Leben wieder in vollen Zügen genießen. Ich zeige dir, wie du deinen Hund bei der Futtermittelallergie optimal unterstützen kannst.