Die perfekten Hundeeltern: Muss das sein?
Manchmal könnte man glauben, dass Hundeeltern es genauso schwer haben wie Eltern von Babys. Im Internet gibt es unzählige Artikel über die richtige Hundeerziehung, welche geistige und körperliche Auslastung ein Tier braucht und welchen Erziehungsstil man verfolgen sollte. Wir fragen uns aber: müssen wir perfekte Hundeeltern sein oder reicht es nicht einfach, das Tier liebe- und würdevoll zu behandeln?
Menschen, die bereits ein Baby großgezogen haben, werden es vielleicht wissen: die Eltern-Community ist hart. Oft hat man das Gefühl es gibt nur “den einen richtigen Weg”. Fragt man in der Hunde-Community, ob es ok ist, wenn man ab und zu mal keine Lust auf einen großen Spaziergang hat, dann kann es durchaus passieren, dass man eine verbale Tracht Prügel bekommt. Man könnte beinahe das Gefühl bekommen, man muss perfekt sein. Perfekt im Umgang mit dem Tier, total kreativ was die geistige Beschäftigung angeht und am besten ist man noch ausgebildeter Tiertrainer und weiß exakt, welche Bedürfnisse eine Rasse hat. Das ursprüngliche und meistens richtige Bauchgefühl bleibt nach und nach auf der Strecke.
Ein typischer Hundetag
Dabei ist der Alltag mit Hund gar nicht so kompliziert wie man oft denkt. Der typische Tag mit einem Hund folgt meistens einer einfachen Struktur: in der Früh wird gefüttert und danach folgt ein ausgiebiger Gassigang; wahlweise auch umgekehrt. Für die meisten Hunde kommt dann der eher langweilige Teil des Tages, denn Herrchen und Frauchen müssen zur Arbeit. Wer das Glück hat, seinen Vierbeiner mitnehmen zu können, der fährt nun zur Arbeitsstelle. Alle Hunde, die nun das Haus hüten müssen, beschäftigen sich meistens mit Schlafen und aus dem Fenster gucken.
Sobald Herrchen und Frauchen wieder zu Hause sind, ist die Freude groß und es geht ab nach draußen. Flitzen, rennen, apportieren, schwimmen, im Matsch wühlen. Für die Hunde das Größte. Wer ein faules Exemplar zu Hause hat, begnügt sich mit einer kurzen Runde um den Block und einer ausgiebigen Kuscheleinheit auf dem Sofa. Noch eine große Portion Futter, noch mehr kuscheln und dann ab ins Bett. Für den Hund ein gewöhnlicher Tag, für Herrchen und Frauchen auch. Und niemand muss ein schlechtes Gewissen haben. Denn mal ehrlich: wer mal einen Tag zu Hause verbringt wird wissen, dass die allermeisten Hunde etwa 16 bis 18 Stunden schlafen. Und dabei ist es ihnen oft ziemlich egal, ob wir ihnen dabei zusehen.
Liebevolle Zuwendung ist wichtiger
Niemand muss sich schlecht fühlen, wenn er sein Tier mal alleine lässt. Sicherlich sollte kein Hund länger als sechs bis acht Stunden alleine sein. Das Tier wird zwar die Gesellschaft nicht sonderlich vermissen, aber die Blase hält nicht länger durch. Für den Hund ist es aber sehr wichtig, die nötige geistige und körperliche Auslastung zu bekommen, die er rassebedingt braucht. Ein Labrador wird zum ungestümen Wildfang, wenn er nicht seinem natürlichen Drang nachgehen darf und dazu gehören apportieren, rennen und schwimmen. Ein Dackel wird ein typischer “Wadenbeißer”, wenn er nicht ausgiebig schnüffeln und etwas bewachen darf.
Die Frage, ob man gut für sein Tier sorgen kann, stellt sich nicht erst nach der Anschaffung, sondern bereits mit der Überlegung, sich ein Tier anzuschaffen. Bin ich eher der gemütliche Typ? Dann ist eine Englische Bulldogge der richtige Hund für mich. Bin ich gerne draußen unterwegs und sehr aktiv? Dann ist ein Australian Shepherd der “Herzenshund”. Aber auch wer es einmal nicht schafft, dem Tier die nötige Auslastung zu geben, muss kein schlechtes Gewissen haben. Der Hund weiß nicht, dass er diese Woche nur fünfmal eine riesengroße Runde gelaufen ist. Und er weiß auch nicht, dass er heute nur zehn Minuten das neue Suchspiel spielen durfte. Er weiß allerdings, dass sich sein Besitzer wohl fühlt, ihn lieb hat und er sich wie ein Familienmitglied fühlen darf. Und das ist für den Hund das Wichtigste.
Konsequenz in der Erziehung
Man könnte nun den Eindruck bekommen, dass man als Hundehalter gar nicht so arg konsequent sein muss. Und das stimmt auch in Teilen. Wer hier und da mal ein bisschen weniger für Auslastung und Spielen sorgt, ist kein schlechtes Herrchen oder Frauchen. Wer aber bei der Erziehung ab und zu mal die Zügel locker lässt, wird schnell die Quittung dafür bekommen.
Ein Hund ist ein Rudeltier und sofern das Tier nicht der Chef vom Rudel ist, folgt es den gesetzen Regeln. Und damit sind Hunde total glücklich. Das klingt für uns Menschen ziemlich seltsam, denn wir möchten eigentlich Regeln aufstellen, anstatt sie zu befolgen. Nicht aber ein Hund, er möchte und muss folgsam sein. Für Herrchen und Frauchen bedeutet das: Regeln aufstellen und sie strikt befolgen. Wenn der Hund nichts vom Tisch bekommt, dann bekommt er niemals etwas. Wenn der Hund an der roten Ampel “Sitz” machen soll, dann muss er das immer tun. Das Hundegehirn gewöhnt sich an feste Regeln und Strukturen. Werden diese gelockert, stellt das Tier einfach seine eigenen Regeln auf und erwartet, dass sich Herrchen und Frauchen daran halten.
Der Hund wird damit zum Leithund und führt sein Rudel an. In Sachen Konsequenz gibt es also kein “Heute gehen wir es mal lässig an”. Welche Regeln man als Besitzer aufstellt, liegt immer an den eigenen Bedürfnissen und Lebensumständen. Allerdings sollte der Hund die Grundkommandos beherrschen, zuverlässig abrufbar sein und leinenführig sein.
Niemand ist perfekt und als Hundemama oder als Hundepapa musst Du das auch nicht sein. Eine ausgiebige Streicheleinheit auf dem Sofa wird dem Hund auch reichen, wenn es draußen mal wieder in Strömen regnet. Nur zehn Minuten apportieren ist auch ok, wenn man selbst von einer Grippe geplagt ist. Liebevolle Zuwendung und eine tiergerechte Haltung machen Dich zum perfekten Hundehalter.